Halkyonische Tage

„Der von Kopf­weh ge­plag­te Fried­rich Nietz­sche ver­wen­de­te die Me­ta­pher im­mer dann, wenn die Hö­hen­luft der En­ga­di­ner Ber­ge sein Lei­den lin­der­te. Doch die Me­ta­pher geht be­wusst über den per­sön­li­chen Be­zug hin­aus. In der Brut­zeit des Eis­vo­gels (gr. Hal­kyon) zur Win­ter­son­nen­wen­de soll es süd­lich der Al­pen be­son­ders kalt, klar und wind­still sein. Auf der hier­in my­thisch be­schwo­re­nen Nord-Süd-Ach­se wer­den – schein­bar bei­läu­fig – die Mo­ti­ve ei­ner pan­the­is­ti­schen Er­in­ne­rung und ei­ner kli­ma­tisch rei­ni­gen­den Kul­tur­wan­de­rung wach, die mehr ver­spre­chen als nur die Ver­rin­ge­rung von Kopf­schmer­zen.“

Ich nutzte den Feiertag am letzten Donnerstag für einen Besuch der Kunsthalle Düsseldorf. Michael Kunze – Halkyonische Tage. Ein Titel der Erklärung bedarf. Nach der Erklärung (siehe oben) ein wirklich interessanter Titel. Allerdings muss ich gestehen, dass mich die wortreichen Beschreibungen von Ausstellungen oder der Kunst selber meist kalt lassen. Ich mache mir gern ein eigenes Bild. Und ob eine Ausstellung einen hintergründigen Titel hat oder nicht, entscheidet für mich nicht über die Wirkung. Trotzdem lese ich diese Texte jedes Mal. Vielleicht aus Angst davor einen wirklich guten Text zu verpassen?

Die Bilder von Michael Kunze sind beeindruckend. Die meisten sind sehr groß, was die Wirkung noch verstärkt. Sie sind mystisch, verschwommen, wirklich und unwirklich zugleich, sie fesseln die Augen, sind unheimlich und etwas beängstigend. Für mich sind sie alles andere als Tage der Ruhe, an denen der Kopfschmwerz nachlässt. Sie hinterlassen ein Summen in meinem Kopf. Die Bilder sind teilweise so erschreckend realistisch in ihrer Surrealität, dass ich Angst davor habe, was als nächstes passiert. Es stimmt, die Bilder sind ruhig. Sie sind aber nur ruhig, weil sie ein Standbild zeigen. Sie stecken in ihrer Ruhe so voller Bewegung, dass sie fast wabern. Wirklich unheimlich. Unheimlich gut. Aber unheimlich. Bisher haben noch keine anderen Bilder dieses spezielle Gefühl bei mir erzeugt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juni in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen. Ich sage, es lohnt sich.