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Rundgang

Es ist wieder soweit. Die Kunstsammler aus ganz Deutschland fahren gemeinsam mit großen Bussen zur Kunstakademie in Düsseldorf und schauen sich die jährliche Ausstellung der Studierenden an. Ok. Vermutlich saßen in den großen Bussen nicht die Kunstsammler, sondern eher Schülergruppen. Viele Menschen zieht der Rundgang trotzdem jedes Jahr an. Zu recht. Allein das Gebäude der Kunstakademie ist einen Besuch wert. Die Räume sind fantastisch. Groß und weiß mit Deckenhöhen von 6 oder 7 oder noch mehr Metern und riesigen Sprossenfenstern zum Träumen. Ich würde mir gerne einen der Räume da rausschneiden und als Atelier und Werkstatt nutzen.

Innerhalb der Räume die Kunst. Absolventen stellen ihre Abschlussarbeiten aus, aber auch alle anderen zeigen ihre Werke. In jedem Raum eine neue Welt. So viele Welten, dass einem am Ende der Kopf brummt und die Sinne die weitere Aufnahme von Eindrücken verweigern.

Das eine erschließt sich einem nicht und das andere ist merkwürdig. Wie zum Beispiel die beiden jungen Männer, die durch die Räume streifen, sich nackig ausziehen, um dann die Kleidung des jeweils anderen wieder anzuziehen. Oder auch der tote Oktopus auf einer kleinen Elektroheizung, der einen etwas stechenden Geruch verbreitet. Aber das macht nichts. Im nächsten Raum klopft garantiert die Inspiration wieder an und hinterlässt ein glückliches Lächeln.

Hier ein paar Eindrücke, die nicht im mindesten die vorhandene Vielfalt vermitteln:

 

 

Wer in Düsseldorf oder Umgebung wohnt, sollte unbedingt bis Sonntag noch die Gelegenheit nutzen, den Rundgang zu machen. Er ist übrigens kostenlos.

Es ist Liebe

Der Herbst ist meine liebste Jahreszeit. Neben dem Frühling. Und dem Winter. Und dem Sommer. Aber jetzt gerade ist es der Herbst. Denn der momentane Herbst verwöhnt mich mit tollem blauen Himmel, viel Sonne, extrem frischer Luft, bunten Blättern und Beeren. Ein Spaziergang in meinem Düsseldorfer Lieblingspark (der Volksgarten) ist immer schön, aber jetzt gerade? Ein Traum. Am liebsten würde ich mein Zelt dort aufschlagen und den Volksgarten “meinen Garten” nennen. Der Park ist übervoll mit den unterschiedlichsten Bäumen. Die meisten von ihnen riesig groß und alt und wunderschön. Dazwischen jede Menge Wiesen, ein See und verschlungene Pfade, die mal hier und mal dorthin führen. Was man da alles entdecken kann…

Jede Menge pralle Knallerbsen zum Beispiel. Unzählige davon habe ich schon knallen lassen. Ich kenne noch nicht einmal den richtigen Namen. (Schneebeere sagt Google)

Wunderschöner Naturteppich.

An vielen Bäumen sind netterweise Schildchen angebracht, auf denen der Name des Baumes steht. Jetzt weiß ich, dass dieses kapitale Exemplar eine Blutbuche ist. Nicht irgendeine Buche, eine Blutbuche. Leider waren schon alle Bucheckern weggenascht.

Ich liebe Ilex. Ich kann es kaum erwarten mir einen oder zwei oder drei Zweige zu kaufen und hinzustellen und ewig zu betrachten. Echter Ilex in der Natur ist aber nicht minder schön. Eigentlich sogar noch viel schöner, weil lebendig, robust und da.

Mein Lieblingsbaum im Volksgarten ist der Trompetenbaum. An ihm hängen lange grüne Bohnen, er hat herzförmige, riesengroße Blätter und seine Äste reichen in verschlungener Form bis fast auf den Boden. Man kann sich also recht leicht auf den Trompetenbaum draufsetzen und in einem Buch versinken. Auf dem Foto sieht man keines dieser Attribute, deswegen ist der Trompetenbaum aber nicht weniger schön.

Herr Ente ist vom Herbst auch ganz angetan und genießt die Aussicht.

Ich hoffe sehr, ihr könnt den Herbst auch irgendwo genießen.

Das war japanisch

Gestern war zum 12. Mal der Japan-Tag in Düsseldorf. Ein riesen Spektakel zu dem alljährlich ca. eine Million (!) Besucher erwartet werden. Keine Frage, da musste ich auch hin. Ich mache mir nicht viel aus großen Festen, aber ich habe mir dieses Fest wirklich toll vorgestellt, denn ich mag die japanische Kultur. Kirschblüten, Origami, Kalligrafie, bunte Muster, Kitsch, Samurai, Ninjas, Geishas, Mangas, Computerspiele, Technik usw. Einem fällt doch direkt soviel typisch japanisches ein. Es hätte ein buntes Erlebnis sein können. Aber wie sah die Veranstaltung größtenteils aus? Eine lange Reihe weißer Pavillons am Rheinufer, in denen überwiegend billig produzierter Kitsch verkauft wurde. Yay! Keine Deko, keine Musik, kein Flair. Echt schade.

Ein Highlight gab es dennoch. Der Kalligrafie-Pavillon. Jeder durfte sich bis zu 2 Worte wünschen, die dann von einer der freundlichen japanischen Damen kalligrafiert wurden. Wunderschön. Überwiegend wurden natürlich Worte wie Liebe, Glück, Leben, Hoffnung, Gesundheit oder der eigene Name gewünscht. Ich wollte “Knallbraun”. Oh je. Damit habe ich die arme Dame völlig aus dem Konzept gebracht. Natürlich gab es kein japanisches Zeichen dafür. Sie überlegte hin und her, schlug in einem Wörterbuch nach, fragte all ihre Kolleginnen, es wurde diskutiert und beraten und schließlich fing sie zu schreiben an. Da hätte ich gern stundenlang zugeschaut. Am Ende hat sie ihr Schreibwerk sogar mit einem Signierstempel signiert.

Ist jemand des japanischen mächtig und kann mir sagen, was nun auf meinem Blatt steht? Der Google Translator spuckt bei Knallbraun etwas anderes aus. Egal. Es ist großartig.

Halkyonische Tage

“Der von Kopf­weh ge­plag­te Fried­rich Nietz­sche ver­wen­de­te die Me­ta­pher im­mer dann, wenn die Hö­hen­luft der En­ga­di­ner Ber­ge sein Lei­den lin­der­te. Doch die Me­ta­pher geht be­wusst über den per­sön­li­chen Be­zug hin­aus. In der Brut­zeit des Eis­vo­gels (gr. Hal­kyon) zur Win­ter­son­nen­wen­de soll es süd­lich der Al­pen be­son­ders kalt, klar und wind­still sein. Auf der hier­in my­thisch be­schwo­re­nen Nord-Süd-Ach­se wer­den – schein­bar bei­läu­fig – die Mo­ti­ve ei­ner pan­the­is­ti­schen Er­in­ne­rung und ei­ner kli­ma­tisch rei­ni­gen­den Kul­tur­wan­de­rung wach, die mehr ver­spre­chen als nur die Ver­rin­ge­rung von Kopf­schmer­zen.”

Ich nutzte den Feiertag am letzten Donnerstag für einen Besuch der Kunsthalle Düsseldorf. Michael Kunze – Halkyonische Tage. Ein Titel der Erklärung bedarf. Nach der Erklärung (siehe oben) ein wirklich interessanter Titel. Allerdings muss ich gestehen, dass mich die wortreichen Beschreibungen von Ausstellungen oder der Kunst selber meist kalt lassen. Ich mache mir gern ein eigenes Bild. Und ob eine Ausstellung einen hintergründigen Titel hat oder nicht, entscheidet für mich nicht über die Wirkung. Trotzdem lese ich diese Texte jedes Mal. Vielleicht aus Angst davor einen wirklich guten Text zu verpassen?

Die Bilder von Michael Kunze sind beeindruckend. Die meisten sind sehr groß, was die Wirkung noch verstärkt. Sie sind mystisch, verschwommen, wirklich und unwirklich zugleich, sie fesseln die Augen, sind unheimlich und etwas beängstigend. Für mich sind sie alles andere als Tage der Ruhe, an denen der Kopfschmwerz nachlässt. Sie hinterlassen ein Summen in meinem Kopf. Die Bilder sind teilweise so erschreckend realistisch in ihrer Surrealität, dass ich Angst davor habe, was als nächstes passiert. Es stimmt, die Bilder sind ruhig. Sie sind aber nur ruhig, weil sie ein Standbild zeigen. Sie stecken in ihrer Ruhe so voller Bewegung, dass sie fast wabern. Wirklich unheimlich. Unheimlich gut. Aber unheimlich. Bisher haben noch keine anderen Bilder dieses spezielle Gefühl bei mir erzeugt.

Die Ausstellung ist noch bis zum 30. Juni in der Kunsthalle Düsseldorf zu sehen. Ich sage, es lohnt sich.

Ein Drittel Weiss

In Düsseldorf im KIT – Kunst im Tunnel – gibt es noch bis zum 20. Mai die Ausstellung “Ein Drittel Weiss” zu bestaunen. Sie behandelt das zeitgenössische Interesse am schwarz-weiss und so waren selbstverständlich alle ausgestellten Werke sehr unbunt.

Lange festgehalten hat mich die Arbeit “Cut-up 14” von Imi Knoebel. Vielleicht weil es soviel darin zu entdecken gibt – vielleicht weil ich Imi Knoebel und seine Arbeit sehr liebe. Ich sehe immer wieder diverse Buchstaben. Außerdem erinnert mich dieses Werk sehr stark an das Logo meiner Grundschule. Zum Einschulungsgespräch bekam ich eine Konturzeichnung des Logos, einen pinken Metallic-Bleistift mit Radiergummi hintendran (einen kleinen Rest dieses Bleistiftes besitze ich noch heute!) und ein paar Minuten Zeit um alle Zahlen und Buchstaben, die ich im Logo finden konnte, mit dem Bleistift auszumalen.

Außerdem haben mich die Fotografien von Jan Paul Evers besonders fasziniert. Fotografie ist hier vermutlich der falsche Ausdruck, denn bei Evers Arbeit handelt es sich um Silbergelatine-Bilder die einen vielschichtigen Entstehungsprozess durchlaufen haben. Durch das manuelle Bearbeiten der Bilder entstehen nicht reproduzierbare Unikate. Von weitem sind es graue Flächen verschiedener Helligkeit, von nahem mehr oder weniger stark gekörnte Nebelfelder. Der schwarze Schwan 1 + 2 von ihm gefiel mir am besten. Zwei nahezu identische, geometrisch, abstrakte Bilder, von denen eines um 180° gedreht aufgehängt wurde. Sie hingen nicht nebeneinander und es wurde mir erst spät bewusst, dass es sich um das gleiche Motiv handelt. Gehirn überlistet. Sowas mag ich. Es bringt mich zum Lächeln.

Neben der Kunst war aber auch das “Gebäude” sehr interessant. Es ist, wie der Name schon verrät, ein Tunnel. Er liegt zwischen den Tunnelröhren für den Autoverkehr am Rheinufer und bildet einen wirklich außergewöhnlichen, aber sehr passenden Raum für zeitgenössische Kunst.

Entschuldigt bitte die schlechte Bildqualität – Handyfotos.